Brief ans „Erwachsen-sein“

Liebes „Erwachsen-sein“,

ich hasse dich.

Nein, so einfach ist das leider dann doch wieder nicht. Mit Schrecken musste ich feststellen, dass du in den letzten Monaten mehrmals den Versuch unternommen hast, dich bei mir einzuschleichen. Diese trügerische Sicherheit vor dir, die ich fühlte, hast du perfide hintergangen.

Mit dem Gedanken, Probleme nicht mehr mit Phantasie und Improvisation sondern mit Vernunft zu lösen, hast du mein Leben infiltriert. Nicht dass du mich falsch verstehst, „Erwachsen-sein“, hat für mich rein gar nichts mit älter werden zu tun.

Du bist für mich nichts anderes als das grauenhafte Gefühl, dass meine Träume von Haustier-Wolken und meine  „if-you-can-dream-it,-you-can-do-it“-Einstellung nichts weiter als naive Gehirngespinste sind. Du bist der Zustand der geniale Menschen, einfach in grauenhafte Spießbürger verwandelt und Menschen verbittert.

Mit solchen Menschen werde ich mich in Zukunft einfach nicht mehr abgeben, ich hab mich in letzter Zeit viel zu viel geärgert. Ich kann sie nicht ändern, jeder soll leben, aber auch leben lassen. Es gibt so viele tolle Menschen auf dieser Welt, die zwar älter werden, aber im Herzen immer ein Stückchen Kindheit behalten. Diese Menschen habe ich gern und werden von mir bewundert, sie sind meine Familie 🙂

Und nun ein guter Tipp an dich, „Erwachsen-sein“:

Lass mich einfach in Ruhe. Ich scheiß auf Vernunft und Phantasielosigkeit und die Meinung derer, die zu mir sagen „werd doch endlich mal erwachsen!“. Warum muss ich mich anpassen und jeden Glauben an eine bessere Welt verlieren, nur weil es so viele andere tun?

„Erwachsen-Werden“ ist für mich innerliches Sterben. Ich will keine seelenlose Hülle sein, die von anderen Menschen geformt werden kann, wie es ihnen gerade passt. Ich werde mich dagegen wehren so lange ich kann. Ich werde gegen dich ankämpfen, mit ALL meiner Kraft.

Mit nicht allzu-freundlichen Grüßen

Clementine =)

Seelen-Striptease …

Ich hasse dieses Gefühl. Alles dreht sich. Und ich kann nicht anders, ich muss mir Sorgen machen. Und zweifeln. Unter normalen Umständen vertraue ich auf die Liebe. Aber was wenn es Streit gibt? Ein kleiner Riss in der Fassade und es kocht in mir hoch. Was wenn ich dich nicht mehr trösten kann und es jemand anderes tut? Es ist eine Sache, wenn man die vermeintliche Gefahr kennt und sie einzuschätzen weiß. Was aber, wenn ich sie nicht (er)kenne?  Ich fühle mich machtlos. Gedanken stürzen auf mich ein. Ich will schreien und doch mache ich nichts anderes als still auf meinem Bett zu sitzen. Ich schreibe diesen Text. ich hoffe du liest ihn. Rufst mich an und beruhigst mich. Du könntest mir sagen, alles ist gut und ich würde es dir sofort glauben. Ich würde alle Zweifel ganz tief in mein Unterbewusstsein drängen, wo sie warten bis zum nächsten Streit.
Aber du tust es nicht und ich sitze immer noch hier und fühle mich allein gelassen. Ich schäme mich. Für meine unbegründete Angst dich an jemand anderen zu verlieren. Ich suche die Schuld immer irgendwo. Nur nicht bei mir. Ich verfluche das Leben. Es war zu hart zu mir. Und doch weiß ich genau, ich bin selbst zu hart zu anderen. Ich weiß nicht weiter und tippe einfach Buchstabe für Buchstabe. Irgendwann stelle ich den Text ins Netz. Es ist noch lange nicht alles gesagt. Den Rest schreibe ich mit Tinte auf Papier. Seite für Seite. Und irgendwann wenn ich zu erschöpft zum Schreiben bin, werde ich ihn verbrennen. Ich fühle mich kein bisschen besser. Ich weiß morgen sieht alles wieder anders aus. Aber es wird immer diese neue kleine Narbe bleiben. 

Für jeden sichtbar, dem mein Herz gehört….

 

 

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